Project Description
Auffällig im Œuvre von Yongchang Chung ist die vorwiegende Verwendung von Schwarz-Weiß in seinen Gemälden. Geboren in Korea, trägt Chung die Schrecken des Koreakrieges und das Massaker von Gwangju 1980 tief in seiner DNA. Diese traumatischen Erfahrungen prägen sein künstlerisches Schaffen nachhaltig. Kurz nach dem Massaker emigrierte er nach Deutschland, um in Kassel und Düsseldorf Kunst zu studieren. Die existenziellen Themen, die er in seinen Werken behandelt, sind daher keine Überraschung: Im Zentrum seiner Kunst steht der Mensch, gefangen zwischen Leben, Leid und Tod.
Besonders beeindruckend sind Chungs großformatige Porträts von Gesichtern, die das Menschsein an sich symbolisieren. Diese Gesichter drücken intensive Emotionen aus und treten in direkten Dialog mit dem Betrachter, berühren ihn auf eine tiefe, fast intime Weise. Ebenso kraftvoll ist die Darstellung von Händen, die sich – wie in einem letzten, verzweifelten Moment – berühren. Rätselhaft bleibt eine Hand, die zwei gleich große Bälle zwischen Daumen und Fingern hält und jongliert – ein Bild, das Raum für vielfältige Interpretationen lässt.
Chung verwendet häufig Schwarz als Hintergrund, wodurch die helle Haut der abgebildeten Körperteile und Gesichter besonders eindrucksvoll hervortritt. Seine Bilder hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck und regen zum Nachdenken über das Wesen zwischenmenschlicher Beziehungen sowie über die Themen Leben und Sterben an.
In der heutigen Gesellschaft hat der Tod wenig Platz im Alltag; er wird oft verdrängt. Doch in der Kunst von Yongchang Chung wird er präsent, fast zu einem subtilen Freund und Begleiter. So erhebt sich ein großformatig porträtierter Totenkopf zum Mahnmal und fordert eine Auseinandersetzung mit der Endlichkeit.
Mit dem scharfen Kontrast von Hell und Dunkel, Licht und Schatten verweist Chung auf die Grenze zwischen Leben und Tod, auf das ewige Kommen und Gehen. Seine Bilder strahlen eine stille Erhabenheit aus, die den Betrachter dazu zwingt, innezuhalten und sich auf sie einzulassen. Es sind Werke, die eine tiefe Auseinandersetzung verlangen und jeglicher Oberflächlichkeit entbehren. Dennoch sind sie kraftvoll präsent: Wer sich auf Chungs geheimnisvolle Bilder einlässt und mit ihnen in einen Dialog tritt, wird diese Ruhe und Erhabenheit selbst in sich spüren.
Der Prozess, etwas zu erreichen, das über das hinausgeht, was man als Gemälde sieht, ist das Ergebnis meiner Fragen und Ängste. Was bin ich und wo bin ich heute in einem Raum voller Leben und Tod der Vergangenheit? führt zu einer endlosen Frage. Dies sind grundlegende Fragen über das Geborenwerden, Leben und Sterben als menschliche Wesen. Wer bin ich? Was ist der Tod? Ist „Du und ich“ in dieser Welt ein Segen oder eine Tragödie? Diese Fragen sind nur möglich, wenn man mit dem Leben verbunden ist. ( Youngchang Chung)
Young-Chang wurde 1957 in Mokpo, Südkorea geboren und kam in den frühen 1980er Jahren, nach dem Gwangju-Aufstand von Mai 1980 nach Deutschland. Er studierte von 1984-86 an der Hochschule für Bildende Künste in Kassel und von 1986-90 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Konrad Klapheck und Prof. A.R. Penck. Young-Chang wurde Meisterschüler von Penck. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.