Zur Person

Der mit 39 zu jung gestorbene Künstler Christian Schoeler widmete sich in seiner Kunst Jünglingen zwischen 20 und 25 Jahren. Es seien Schlüsseljahre, in denen man lernt, sich im Erwachsensein wie auch in seinem Privatleben einzurichten, sagte der Maler einmal.

Die oft nackten Körper wirken fragil, durchscheinend, fast transparent. Intimität, Verletzlichkeit und Verlust sind die Themen seiner Gemälde. Jeder Pinselstrich wirkt zittrig, flatterig, so, als würde der Pinsel zaghaft über die Haut des Dargestellten fahren. Die Porträts – ob ganzfigurig oder nur das Gesicht – wirken sehr gefühlvoll, einfühlsam. Es scheint, als gingen Maler und Modell für den Augenblick eine enge Beziehung ein. Der Künstler selbst betrachtete seine Bilder als einen Spiegel zwischen ihm und seinen Modellen.

Auch wenn Schoeler die jungen Männer nackt darstellte, ging es ihm nicht um Sex und Sexualität, sondern eben um den zaghaften Übergang von der Jugend zum Erwachsen werden, ein Übergang der sich wandelnden Männlichkeit und vielleicht auch schmerzhaften Abschied von der Jugend.

Christian Schoeler verwendete für seine Aquarelle und Ölgemälde vorwiegend helle, lichte Pastelltöne, die die Fragilität und Zartheit unterstreichen. Mit feinen Linien und hellen, gehauchten Farben stellte er seine idealisierenden, romantisch verklärten  Halbakte in natürlichen Umgebungen oder in unscheinbaren Atelierräumen dar. Im Gemälde verschmelzen die jugendlichen Körper durch die bewegten Pinselstriche und einen Hauch von Nebel mit ihrer Umgebung und dem Hintergrund.

[showhide type=“pressrelease“ More_text=“lesen…“ less_text=“wenigerlesen…“]Er ließ sich oft von Fotoshootings und der Modefotografie inspirieren, wählte sogar professionelle Models aus, fotografierte sie und malte nach dem Foto. Manchmal übernahm er auch nur Details von Bildvorlagen wie eine Landschaft oder kombinierte Live-Zeichnung und Fotodrucke.

Der Künstler war schon im Studium fasziniert von der Verbindung von Kunst und Mode. Er war der Schönheit verpflichtet, vielleicht sogar verfallen. 2009 entwarf er gemeinsam mit dem Louis-Vuitton-Designer Paul Helbers einen schweren Anzug, der vollständig aus einer bemalten Leinwand besteht. Auch Taschen wurden von ihm entworfen.

Christian Schoeler war fasziniert von der Malerei des 19. Jahrhunderts. In Bezug auf seine Malweise und den bewegten Strich lässt sich eine Ähnlichkeit zu Lovis Corinth herstellen. Seine Jünglingsdarstellungen hingegen stehen in der Tradition von Caravaggio und Lucien Freud.

Christian Schoeler wurde 1976 in Hagen geboren und starb 2015 in Köln. Er lebte auch in Düsseldorf und hatte dort ein Atelier. Von 2003 – 2007 absolvierte er sein Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Günther Förg. Zuvor studierte er von 2000 – 2003 Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Essen. [/showhide]

Werke

Christian Schoeler – I AM A BIRD NOW | Vernissage 22. 04. 23